Über unsere Berufsausbildung
Unsere Firma wurde 1978 in Reutlingen gegründet, und hat alle in Reutlingen und Umgebung gestellte Aufgaben an sie gemeistert. Wir bildeten ca. 30 Lehrlinge in der Zeit aus, wobei es uns auch gelungen war Auszeichnungen bzw. Landessieger hervorzubringen.
Nachdem nun aber vor kurzem unserem Handwerk, aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen der Zwang zur Meisterprüfung bei der Gründung einer Firma, aberkannt worden ist, mit all den qualitativen und wirtschaftlichen Einschnitten, ist uns leider der Boden für weitere Ausbildungen weitestgehend entzogen worden.
Zusätzlich erschwert ist es deshalb, weil eben diese Ausbildung in unserem Handwerk im kompletten ersten Lehrjahr im so genannten dualen System vollzogen wird, so dass für die eigentliche berufliche Bildung nur noch zwei Jahre bleiben, in denen die Azubis aber immer noch in wochenlange Blöcke für duale Ausbildung in die Schulen geholt werden, wo man ebenfalls nur in ungefähr berufsähnliche Situationen simulieren kann. Nicht zu vergessen ist auch, dass die Azubis ihren gesamten Urlaub in den verbleibenden Betriebszeiten zu nehmen haben und sonstige Fehlzeiten für Prüfungen bzw. Krankheit auch noch abgehen. Hieraus entsteht eine Ausbildungsqualität die nur noch von wenigen und von nicht ganz unabhängigen Jasagern befürwortet wird.
Wir werben nach wie vor für die dreijährige Lehrzeit im Betrieb mit theoretischen und auch fachpraktischen Blöcken welche nicht mehr als 25-30 % der gesamten Ausbildungszeit ausmachen sollten. Da unser Beruf sehr komplex ist und sowohl am Bau in der Praxis angewandte Geometrie verlangt, als auch den Umgang mit der vielseitigen, heute unabdingbaren Bauchemie verbunden ist, welche in Qualität und Umfang nur in der Realität, also am Bau vermittelt werden kann. Deshalb plädieren wir im Interesse unseres Handwerks und der Auszubildenden für eine Neuorientierung unserer Ausbildungsordnung bei welcher auch über die Kostenseite einmal unideologisch nachgedacht werden sollte.
Um Missverständnissen vorzubeugen möchten wir ergänzend anfügen, dass wir keinesfalls die Leistung der Lehrer im dualen System disqualifizieren wollen, sondern die Verantwortung hierfür ausschließlich bei der Politik und den Verbänden sehen. Anstatt die Senkung der Anforderungen bei den Prüfungen zu fordern, müssten diese Damen und Herren sich fragen lassen, weshalb die heute schon längst, gegenüber früher, abgesenkten Anforderungen heute nicht mehr erreicht werden können. Eventuell kommen diese Leute dann zu dem Schluss, dass Handwerk seit Jahrhunderten vom Meister und nicht von den Universitäten vermittelt wird, dies hat gute Tradition und Kultur in unserem Land. Wer erkannt hat, dass ein Weg falsch ist tut gut daran diesen sobald wie möglich wieder zu verlassen!
Hier hilft auch das Argument der Befürworter des jetzigen Systems nicht weiter, dass andere Länder uns um unsere Ausbildung beneiden würden. Diese Länder sind eben dabei, in dem System, welches wir achtlos ausgemustert haben, uns zu überholen. Denn wenn wir im Handwerk um unsere Ausbildung beneidet werden sollten, dann um unser ursprüngliches Handwerker, welche seit Jahrhunderten weltweit einen guten Ruf sich erarbeitet hatte. Dies sollten wir, zumindest für die Handwerkskunst am Bau, endlich bemerken. Unser Duales System von heute, mit den beklagten negativen Folgen, ist gerade mal 20 Jahre alt und hat weder mit dem Kölner Dom noch mit Bauhaus etwas zu tun.